Ziehzeitenkurs

Eine Anleitung für abgebrühte Teekenner

Einleitung

Pflanzen werden schon seit vielen Jahrtausenden vom Menschen in vielfältiger Weise verwendet, wenn auch die bewusste Trennung von Ernährung und Heilwirkung erst in den letzten Jahrhunderten erfolgte. Selbst Tiere benutzen unbewusst und aus einer inneren Eingebung heraus viele Pflanzen bei bestimmten Krankheiten. Wurden zunächst nur frische Pflanzen verwendet, so versuchte man auch in diesem Teil die Kenntnisse aus dem Bereich der Nahrungsmittelkonservierung anzuwenden.
Das älteste -und natürlichste- Mittel zur Konservierung ist die Haltbarmachung durch Trocknung. Die Art und Weise, wie man dies richtig bewerkstelligt, würde genügend Stoff für einen weiteren Kurs liefern.
Sinn und Zweck dieses Artikels soll es auch sein Althergebrachtes und Neues zu vereinen. Wichtigstes Ziel ist die Erhaltung der Gesundheit des Anwenders unabhängig bisher bestehender Ansichten.
Grundsätzlich stellt sich zu diesem Thema natürlich auch die Frage nach der Dosierung der verwendeten Kräuter bzw. Pflanzenteile. Als Faustregel gilt: 1 Teelöffel pro Tasse.

Kräutertee: Was ist Wichtig?
Immer wenn der Endverbraucher mit getrockneten Kräutern arbeitet sind drei Dinge zu berücksichtigen:
Welche Teile der Pflanzen werden verwendet?

Möglich sind
Wurzeln (Kalmuswurzel, Enzianwurzel, Süßholzwurzel, Teufelskralle usw.)
Rinden (Eichenrinde, Lapachorinde, Angosturarinde, Ulmenrinde usw.)
Holz (Sandelholz usw.)
Fruchtstücke (Früchtetee)
Samen (Fenchelsamen, Anissamen usw.)
Kraut. Alle oberirdischen Pflanzenteile. (Löwenzahnkraut, Thymiankraut usw.)
Blätter (Pfefferminzblätter, Melissenblätter usw.)
Blüten (Ringelblumenblüten, Lavendelblüten, Kamillenblüten usw.)

Welche Wirkstoffe will man der Pflanze entziehen?
Sind die Wirkstoffe wasserlöslich, öllöslich oder alkohollöslich?

Mit welchem Medium wird ausgezogen?
Möglich sind
Wasser: Hier gibt es dann den typischen Tee.
Alkohol: Mindestens 20 %. Hier bekommen wir dann eine Tinktur.
Alkohol unter 20 % z.B. Wein.
Ölauszug
Essigauszug

Andere für Endverbraucher unübliche Auszugsmittel wie Acethon

Wir beschäftigen uns hier zunächst mit der typischen Teezubereitung, also Auszug mit Wasser. Hier werden die wasserlöslichen Bestandteile aus den Pflanzenteilen herausgelöst.

Ziehzeiten der Kräutertees

Goldene Regel: Je härter das Produkt, desto länger die Ziehzeit!

Wurzeln, Rinden, Holz: Ziehzeit 15 Minuten oder länger.
Das sind die Pflanzenteile, die die härteste Konsistenz haben. Hier gilt: Je länger, desto besser.
Im Extremfall werden die Pflanzenteile eingeweicht. Mit diesem Verfahren erreichen Sie den besten Wirkungsgrad.

Beispiel: Sie möchten 1 Liter Teufelkrallen Tee zubereiten. Auf dem Etikett steht: „Teufelskrallen, Wurzeln geschnitten."
Sie nehmen abends 1 Liter kaltes Wasser und geben etwa 4 Teelöffel der Wurzeln hinzu. Bis zum Morgen stehen lassen und dann den ganzen Sud aufkochen.
Die nachfolgende Ziehzeit ist unbedeutend, da die Wurzeln ja schon eingeweicht wurden. Zehn Minuten sind in diesem Falle ausreichend.
Sollte Ihnen diese Verfahrensweise zu umständlich sein, so haben Sie noch zwei Alternativen:
- Sie geben die Wurzeln ins kalte Wasser und kochen diese etwa 15 Minuten auf.
- Sie überbrühen die Wurzeln mit kochendem Wasser und lassen diese 30 Minuten ziehen. Dies ist jedoch die unwirtschaftlichste Methode, da hier die Wirkstoffe der Kräuter nicht optimal ausgenutzt werden.

Samen, Fruchtstücke: Ziehzeit etwa 10 Minuten oder länger.
Mit von der Partie sind hier die Früchtetees, die meist aus Fruchtstücken, harten Hibiscusblüten oder Zitronen- und Orangenschalen bestehen.
Ebenfalls eine „harte" Konsistenz haben die Samen der Pflanzen. Jedoch sind hier die gewünschten Inhaltsstoffe leicht löslich.
Beispiel: Sie möchten 1 Liter Fencheltee zubereiten. Auf dem Etikett steht „Fenchel, Samen ganz."
Sie nehmen 1 Liter kochendes Wasser und überbrühen damit 4 Teelöffel der Samen. Das Ganze etwa 15 Minuten ziehen lassen.
Sofort wird sich der typische Fenchelgeruch im Raum verbreiten und sofort wird klar: Was in der Luft ist befindet sich nicht mehr im Tee!
Merke: Bei der Teezubereitung immer Deckel drauf, damit die Wirkstoffe im Tee bleiben und nicht an die Umgebungsluft abgegeben werden.
Kraut, Blätter, Blüten: Ziehzeit etwa 5 – 10 Minuten.
Hier verwenden wir die Pflanzenteile mit einer eher weichen Konsistenz, deren Pflanzenwirkstoffe sich leichter aus dem Medium herauslösen lassen.
Beispiel: Sie möchten 1 Liter Pfefferminze-Tee zubereiten. Auf dem Etikett steht hier im Idealfall: „Pfefferminze Bätter ganz."
Wieso Idealfall? Ganz einfach, je grober die Blätter desto aromatischer die Ware!
Merke: Ganze Blätter werden vor der Zubereitung zwischen den Fingern verrieben und so das Aroma quasi „aktiviert!"
In diesem Falle gibt es die Ausnahme von der Regel. Hier reicht nämlich eine kräftige Prise der Ware für einen ganzen Liter Tee.
Sie nehmen 1 Liter kochendes Wasser und überbrühen damit eine kräftige Prise der zerriebenen Blätter. Das Ganze etwa 5 Minuten ziehen lassen.

 

Rooibusch- und Honigbuschtee

Ziehzeit 2 bis 5 Minuten Ziehzeit 2 bis 5 Minuten.
Hier wird der Tee aus den Nadelblätter der entsprechenden teeinfreien Rooibusch- oder Honigbuschpflanze zubereitet. Die Ziehzeit würde sich also nach den unter Punkt 1.2.3 geltenden Regeln richten. In der Paxis haben sich aber auch Ziehzeiten von 3 – 5 Minuten als ausreichend herausgestellt. Ebenso kann die Dosierung auf einen Teelöffel für 2 Tassen reduziert werden.

Schwarzer Tee

Grundsätzliches

Hier verwenden wir die Blätter einer Pflanze, die allerdings teeinhaltig sind. Obwohl es sich auch um die Blätter einer Pflanze handelt, könnte man diesen Tee eigentlich auch als Kräutertee bezeichnen. Ein Kräutertee, der allerdings nach der Ernte einer Sonderbehandlung unterzogen wurde: Er wurde fermentiert. Auf diesen natürlichen Vorgang wollen wir hier nicht weiter eingehen, wohl aber auf seine Auswirkungen. Der Blattsaft, der aus der Pflanze ausgetreten ist hängt nun quasi an der Blattoberfläche und genau diesen getrockneten Saft wollen wir haben!
Hier können wir mit der Bemessung der Ziehzeit die Auswirkung auf unseren Körper steuern:
Ziehzeit 2 – 3 Minuten, stärker anregend.
Optimal, wenn Sie momentan geistig oder körperlich fit bleiben mssen. Hier werden die leicht löslichen Bestandteile von den Blättern abgespielt.
Ziehzeit 3 – 6 Minuten, weniger stark anregend.
Hier kommen auch die schwerer löslichen und herberen Bestandteile des Teeblattes in das Wasser. Der Tee ist immer noch, aber doch nicht so stark, anregend.
Ziehzeit länger als 10 Minuten - für Sonderfälle.
Diese Sonderfälle bilden die Ausnahme. Hier kommen die ganz herben Gerbsäuren in das Wasser. Mögliche Anwendungen bei Durchfall oder auch äußerlich für Gesichtsmasken, Umschläge oder zum Färben.

Grüner Tee

Auch hier verwenden wir wieder die Blätter derselben Pflanze wie beim Schwarzen Tee, die allerdings nicht fermentiert wurden. Die Blätter werden geerntet, erhitzt und dann getrocknet. Das Erhitzen ist notwendig um eine ungewollte Fermentation auszuschließen.
Grundsätzliche Methoden
Hier wird der einfache Weg der Zubereitung beschrieben, welche jedoch nicht festlegen soll, für welchen Weg Sie sich entscheiden. Keinesfalls sollen hier feste Glaubenssätze zementiert oder die Diskussion über Ziehzeiten oder -temperatur auf eine philosophische Ebene geführt werden. Wir zeigen unsere Ideen auf und Sie dürfen experimentieren, welche Ihnen im Alltag am besten zusagt.

Nach Angaben eines japanischen Teeherstellers wird der japanische Grüntee gedämpft und nicht weiter hitzebehandelt. Das soll ermöglichen den Tee ohne kochendes Wasser und mit kürzerer Ziehzeit zuzubereiten. Eigene Recherchen haben jedoch ergeben, dass dieses Verfahren in den wenigsten Fällen angewendet wird. Grundsätzlich bin ich selbst der Meinung jeden Tee - unabhängig von Sorte und Herkunft- mit kochendem Wasser zu überbrühen um so Keime und Bakterien abzutöten.

Als Dosierung wird ein Teelöffel (2 Gramm) pro Tasse empfohlen.
Es gibt grundsätzlich zwei Methoden japanischen Grünen Tee aufzubrühen. Beide Arten können je nach Anlass beliebig variert werden. Auf einer Seite haben wir die etwas aufwendigere, traditionelle Methode, auf der anderen Seite die im täglichen Gebrauch praktizierte Methode.
Die traditionelle Methode
Diese erfährt Ihren Höhepunkt in der traditionellen (meditativen) Teezeremonie, welche für bestimmte Gäste oder zu bestimmten feierlichen Anlässen praktiziert wird.Diese Art erscheint für westlich geprägte Kulturen etwas unverständlich, zeitaufwendig und umständlich. Wer sich dafür interessiert suche bitte bei wikipedia (http://de.wikipedia.org) nach dem entsprechenden Artikel.

 

Einfache Methode

Wassertemperatur etwa 80 Grad, Ziehzeit 1 bis 3 Minuten.
Dies ist der praktische Weg, welcher im normalen täglichen Ablauf angewendet wird. Damit lässt sich einfach und schnell einen feinen, gesunden Tee zubereiten. Probieren Sie einfach Ihren Lieblingstee mit verschiedenen Ziehzeiten, verschiedenen Dosierungen oder wenn es möglich ist auch mal mit einem anderen Wasser aus.

Sonderfälle

Das Angebot an Tee und Kräutern ist so immens groß, dass Ausnahmen von der Regel nicht ausbleiben. Nachfolgende Aufstellung ist deshalb nicht abschließend. Hier ist auch das Feld für Experimente. Sollten Sie dennoch Fragen haben so schreiben Sie bitte eine E-Mail oder rufen Sie an.

 

Mate Tee

Ziehzeit mindestens 10 Minuten.
Traditionell wird der Matetee, ein Stechpalmengewächs, überbrüht und dann in dem Topf belassen. Mit einem Trinkhalm wird der Tee entnommen und dann immer wieder mit  kochendem Wasser nachgefüllt. Probieren Sie verschiedene Ziehzeiten aus.

Yogi Tee

Die Gewürzmischung etwas köcheln und dann ziehen lassen, mit Milch übergießen.

Chai Tee

Dies ist eine Mischung aus Schwarzem Tee und Gewürzen. Hier richtet sich die Ziehzeit je nach Anteil von Gewürzen und Schwarzem Tee.

Übrigens: Ist das Experiment mißlungen, mit Milch oder Sahne lässt sich vieles ertragen.

 

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